Pulverfass Stuttgart?

An den Wochenenden in Stuttgart herrscht in den letzten Monaten ein großes Polizeiaufgebot. Dabei positioniert sich die Polizei an den Punkten, an denen im letzten Jahr einige Randalierer zu Plünderungen und Ausschreitungen gestartet sind. Im Zentrum am Eckensee und am Schlossplatz. 

Bei schönem Wetter ist der Platz, trotz der Coronamaßnahmen, randvoll mit Menschen, die aus allen Teilen der Welt zu stammen scheinen. Wer über den Schloßplatz geht, hört die Sprachen aus der ganzen Welt. Für mich persönlich ist nicht erkennbar, welche Sprachen es alle sind aber es ist eine sehr multikulturelle Mischung aus Menschen unterwegs, die friedlich im Park und auf der Wiese sitzen. Einwanderer sind meist arm und haben nur prekäre Arbeit oder ALGII. Eine „Stay-at-home“-Politik ist eine Unzumutbarkeit für Menschen, die in beengten Unterkünften wohnen, daher ist auch verständlich, dass sie bei schönem Wetter ins Freie drängen. Die Stadt quillt über vor Menschen, die im Dauerlockdown nichts machen dürfen, als herum  zu laufen. Inzwischen haben ein paar Restaurants wieder geöffnet, aber die Läden und Clubs und Bars haben geschlossen. Stuttgart hat darum jetzt ein Alkoholverbot für die Innenstadtbezirke eingerichtet. Jugendliche waren darüber letztes Wochenende so wütend, dass es wieder einmal Tumulte auf dem Schlossplatz gab. 

Seit der Flüchtlingswelle im Jahr 2016 hat sich die Stadt immens mit Menschen angefüllt. Dabei wurde die Wohnungsnot in der Gegend noch verschärft. Jugendliche werden in letzter Zeit nur noch ermahnt und weg geschickt, es gibt seit über einem Jahr nichts, was sie tun dürfen, ohne dass es verboten ist. Seit sie nicht mehr Schulpflicht haben, ist es fast unmöglich geworden schwer erziehbare Schüler überhaupt noch in eine Schule zu bekommen. Sie bleiben zu Hause und verwahrlosen im so genannten home-schooling und müssen nur im Laufe des Tages ein paar Hausaufgaben machen.
Das Fernsehen mag eine ausreichende Beschäftigung für Rentner sein, Jugendliche wollen mehr erleben und die Welt erforschen und andre kennen lernen. Das soziale Leben wurde durch Coronamaßnahmen massiv behindert, aber genau das brauchen die Jugendlichen und so ist es aus psychologischer und soziologischer Sicht nicht verwunderlich, dass sie sich nicht an Kontaktbeschränkungen halten. Das natürliche Bedürfnis der Jugendlichen nach Treffen mit den Gleichaltrigen darf nicht so stark unterbunden werden. Es ist wenig hilfreich, wenn Politiker das menschlich soziale Miteinander als „Zusammenrotten“ bezeichnen. Die natürliche Liebe zwischen Menschen sollte nicht immer so verteufelt werden. 

Der einzige Spaß, den es in Stuttgart zur Zeit noch gibt ist das lockere Treffen im Park. Dabei löst die Polizei Gruppen mit mehr als 3 Personen öfters durch Personenkontrollen auf. Martialisch mit Schlagstöcken bewaffnet marschiert sie durch die Stadt und kontrolliert Gruppen und Ansammlungen von Männern. An einem Samstag Abend habe ich schon beobachtet, wie die Polizei die friedlichen Leute nach hause schickte, weil es zu viele geworden waren. Die Polizei provoziert mit ihrem oftmals martialischen Auftreten. An ruhigen Samstagen umstellt sie das Parlament, als wäre ein Bürgerkrieg und parkt mit 100 Polizeifahrzeugen im Innenhof des Schlosses. Sie erwarten wohl den Sturm aufs Parlament durch Querdenker. Rechte Anteile der Querdenker, sind jedoch nicht typisch. Querdenker sind gemischte Gruppen aus allen politischen Richtungen und Reichsbürger und ultrarechte marschieren nicht bei den Demos in Stuttgart auf, sondern nur in Berlin. Stuttgarter Querdenker-Demos verliefen friedlich und es gibt hier keinerlei rechte Symbolik, wie Reichsflaggen und ähnliches zu sehen.
An anderen Tagen ist die Polizei fast nicht zu sehen, wenn aggressive Palästinenser auf dem Karlsplatz gegen Israel demonstrieren. Anscheinend kann die Polizei die Lage nicht immer richtig einschätzen. Das Wetter spielt auf jeden Fall eine große Rolle. 

Insgesamt ist die Lage in der Innenstadt eine merkwürdige Mischung von Menschen aus aller Welt, die eigentlich friedlich beisammen sein wollen, die aber die Stadt so dermaßen überfüllen, dass der Platzmangel und ein Gedränge zu einem Problem wird. Gleichzeitig herrscht ein Alkoholverbot und alle Geschäfte sind geschlossen. Zu Streitigkeiten kann es allein wegen der großen Masse an Menschen in der Innenstadt kommen, die auf engstem Raum zusammen treffen. Sicherlich ist kein Abstand von 1,5 Meter zwischen den Leuten.